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r0_210920
Fernsehdokumentation auf n-tv (2021_0920)
Apokalypse: Der Kalte Krieg Apocalypse : La Guerre des Mondes 1945-1991
erinnerungen an meine "politisierung" um 1970 kommen auf. ich glaube eine
erklärung zu haben, wieso leute die sich in der 68er bewegung engagiert
haben mit dem älter werden die "seiten gewechselt" haben.
das aufkommende wissen um die verbrechen der "revolutionären kräfte" in
russland, china, kambodscha, muss wie ein ungeheurer vertrauensbruch
gewirkt haben.
um sühne zu leisten, die eigene "blindheit" zu tilgen, schien ein
seitenwechsel eine mögliche strategie. reumütig, für alle sichtbar,
bekämpfte man nun was man jahrelang unterstützt hatte. wenn man zuvor von
den gräueltaten "revolutionären kräfte" nichts gewusst hatte, nichts
wissen wollte, so konnte man jetzt auch über die verbrechen der noch eben
bekämpften "hegemonialen, kolonialistischen, konterrevolutionären kräfte"
hinwegsehen.
startpunkt
Kapitalismus: Zum Wachstum verdammt?! Die Geschichte vom Anfang und
Ende des Kapitals
2014_1002 referat von frau Ulrike Herrmann
in olten (alternative bank)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus
Kapitalismus bezeichnet zum einen eine spezifische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, zum anderen eine Epoche der Wirtschaftsgeschichte. Die zentralen Merkmale sind in Anbetracht des historischen Wandels und der zahlreichen Kapitalismusdefinitionen sowie ideologischer Unterschiede umstritten. Allgemein wird unter Kapitalismus eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung verstanden, die auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und einer Steuerung von Produktion und Konsum über den Markt beruht.[1] Als weitere konstitutive Merkmale werden genannt: die Akkumulation, für Marx und andere das „Herzstück“ und Hauptmerkmal des Kapitalismus,[2] und das „Streben nach Gewinn im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb“.[3]
Als Epoche der Wirtschaftsgeschichte versteht man unter Kapitalismus eine wirtschaftsgeschichtliche Periode, die auf die Epochen des Feudalismus bzw. des Merkantilismus folgte und heute noch andauert. In historischer Betrachtung wird dabei die Epoche des Kapitalismus in unterschiedliche Phasen oder Entwicklungsstufen eingeteilt.
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r1_141004
in einer seiner erzählungen vermutet Jorge Luis Borges’ , dass:
(Die) (…) Welt, die von einem unreifen, unüberlegt handelnden Gott geschaffen wurde, die dann halb vollendet liegenblieb, (…).
Der Mensch ist verdammt, in einem Chaos, in einem chaotischen Dasein zu leben.
r1_210815
beim Nachforschen in welcher "seiner Erzählungen" Borges seine Vermutung
äussert, zuerst nicht fündig geworden.
Über den link "https://secondat.blogspot.com/" auf untenstehenden Text
gestossen, übersetzt aus dem Spanischen, worin Borges Humes zitiert.
Was die Unterschiede im Text angeht, so haben Borges oder der Übersetzer
oder beide den Hume-Text so umgeschrieben, dass er sich für das moderne
Auge besser liest.
r1_210817 im Text "THE ANALYTICAL LANGUAGE OF JOHN WILKINS",
übersetzt von Lilia Graciela Vázquez, zitiert Borges Humes:
"The world - David Hume writes - is perhaps the rudimentary sketch of a
childish god, who left it half done, ashamed by his deficient work; it is
created by a subordinate god, at whom the superior gods laugh; it is the
confused production of a decrepit and retiring divinity, who has already
died"
im Nachwort von José A. Friedl Zapata (Heidelberg, im Mai 1973 im Band:
Die Bibliothek von Babel – Erzählungen – Philipp Reclam Jun., Stuttgart –
Universal-Bibliothek Nr. 9497 – 1974) auf deutsch:
Eine Welt, die von einem unreifen, unüberlegt handelnden Gott geschaffen
wurde, die dann halb vollendet liegenblieb, in der es keine Autorität,
keinen Bezugspunkt gibt, kann nicht den Anspruch auf Ordnung und Harmonie
erheben. […] Der Mensch ist verdammt, in einem Chaos, in einem chaotischen
Dasein zu leben.
https://secondat.blogspot.com/
Now this quote is translated from Borges' Spanish so it's reasonable to
suspect it to differs from Hume's original English.
In fact it's quite different, both in text and implied context.
Here is that original English:
This world, for aught [man] knows, is very faulty and imperfect, compared
to a superior standard; and was only the first rude essay of some infant
deity, who afterwards abandoned it, ashamed of his lame performance: it is
the work only of some dependent, inferior deity; and is the object of
derision to his superiors: it is the production of old age and dotage in
some superannuated deity; and ever since his death, has run on at
adventures, from the first impulse and active force which it received from
him.
As to text differences, Borges or the translator, or both, paraphased the
Hume text so that it reads more smoothly to the modern eye. As to context,
Borges suggests that Hume believed the world to be a botched creation, but
Hume's point isn't so straight-forward. His protagonist, Philo, is saying
(a) the world has many imperfections (the philosopher's short hand is to
say there is evil in the world) and (b) this being so, it isn't logical to
believe in a single omnipotent God who is perfectly good. Epicurus was the
first to state this conundrum. Epicurus drew the argument out to a belief
that there are many gods (as ancient Greeks believed) but that they are
indifferent to human affairs -- ethical beings whom humans might strive to
emulate, but remote and having no material impact on the world of men.
Hume's Philo does likewise, saying that God exists but does not guide
human affairs in any way. He says this God created the universe and
established a pattern -- what are known as laws of nature -- and that's
it; there's no more.
r2_141004
Fermatschen Vermutung, Randnotiz um 1640 in seiner Ausgabe von Diophants.
nach 8 jahren arbeit hat andrew wiles, am 25. oktober 1994, zwei manuskripte freigegeben:
- Modulare elliptische Kurven und Fermats letzter Satz.
- (…)
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Der Gotteskomplex Horst-Eberhard Richter
Die Geburt und die Krise des Glaubens an die Allmacht des Menschen.
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woz n° 40, 141002
hugo ball: „gibt es irgendwo eine macht, stark und vor allem lebendig genug, diesen zustand aufzuheben?“ (flucht aus der zeit, 1927)
für einen moment glaubte er, diese kraft im krieg zu finden. doch kaum hatte er die ersten soldatengräber gesehen, bezeichnete er den krieg als irrtum (…).
r5_141002
aus dem referat von frau Ulrike Herrmann
sinngemäss: „die demokratie ist ein kind der wachstumsgesellschaft“
r6_141002
gemäss frau herrmann trägt die zunehmende ungleichheit beim vermögen nicht kapitalistisch
sondern feudalistische züge.
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Bei Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt:
„Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde...“ (Vers 116)
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Tyche, die Göttin des Schicksals,
der glücklichen (oder bösen) Fügung und des Zufalls.
fritz senn: der zufall eines lebens
„Wer stoisch ohne Hoffnung auskommt, wäre aus dem Schneider. Nichts erwarten, wäre der Ausweg.
Vielleicht hat es Dorothy Parker am besten auf den Punkt gebracht im Satz, der ihr zugeschrieben wird:
«Als das Telefon nicht klingelte, wusste ich, dass du es warst.»“
(Tychomatik zufall tagesanzeiger magazin 20080308.pdf)
r9_141005
erich jantsch, die selbstorganisation des universums
(…) "gesunde" und widerstandsfähige Ökosysteme (befinden) sich in der Regel fern vom Gleichgewichtszustand
(...). Je näher das System dem Gleichgewichtszustand kommt, desto weniger widerstandsfähiger wird es (...)."
r10_141005
Slavoj Zizek: Auf verlorenem Posten
Die "Natur", als Reich der ausgewogenen Reproduktion und der organischen Entfaltung,
in die der Mensch in seiner Hybris eingreift und deren Kreislauf er brutal aus der Bahn wirft, ist eine menschliche Phantasie.
r11_141005
niklas luhmann: short cuts
Es gibt keine richtigen Entscheidungen, sondern nur Möglichkeiten (...). Und deshalb mag es sich empfehlen,
Entscheidungen im Probierstil zu entwerfen, sie unter Revisionsvorbehalt zu stellen,
sie an Lernmöglichkeiten auszurichten oder sie so zu wählen, dass sie mehr Wahlmöglichkeiten erzeugen als vernichten.
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(Hume 1974:328)
"When it is asked, What is the nature of all our reasonings concerning matter of fact? the proper answer seems to be, that they are founded on the relation of cause and effect. When again it is asked, What is the foundation of all our reasonings and conclusions concerning that relation? it may be replied in one word, experience. But if we still carry on our sifting humor, and ask, What is the foundation of all conclusions from experience? this implies a new question, which may be of more difficult solution and explication."
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Adam Smith (: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations 1776)
Metapher der unsichtbaren Hand
Das Zitat wird meist aus dem eigentlichen Kontext gerissen. Smith bezog sich mit seinem Begriff der "invisible hand" lediglich auf die Unterstützung der heimischen Industrie ("the support of domestic industry") im Gegensatz zum Import von Gütern.
r14_141019
Maximilian Carl Emil Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus 1904
Seine Thesen zur Entstehung des Kapitalismus sind heute aber umstritten. Eine Vielzahl protestantischer Institutionen, denen Weber eine entscheidende Rolle im Prozess der Industrialisierung beimisst, bestanden bereits auf säkularer Ebene.Empirische Ergebnisse zeigen, dass in vielen der von Weber angeführten Regionen kein Zusammenhang zwischen ökonomischer Entwicklung und Protestantismus besteht. Beispielsweise lag Amsterdams Wohlstand weitgehend in katholischer Hand.
Allerdings sind die wirtschaftlichen (und politischen) Unterschiede zwischen dem katholisch geprägten Lateinamerika und dem protestantisch dominierten Nordamerika stark ausgeprägt und ohne konfessionell bedingte Verhaltensmuster nicht zu erklären.
r15_141022
„Resilienz ist die Fähigkeit eines Systems, mit Veränderungen umgehen zu können.[1]“Systeme müssen von innen oder außen kommende Störungen ihres Zustandes ausgleichen oder unter Aufrechterhaltung ihrer Systemintegrität ertragen können. Im ersten Fall (Resilienz im engeren Sinn) stellt der ungestörte Ausgangszustand einen Attraktor der Dynamik dar, wogegen im zweiten Fall die Menge der tolerablen Systemzustände unter der Störungswirkung unveränderlich sein muss.
Ein anschauliches Beispiel für Resilienz im engeren Sinn ist die Fähigkeit eines Stehaufmännchens: Es kann sich aus jeder beliebigen Lage wieder aufrichten. Schematisch kann man sich diese Art von Resilienz auch als Teilmenge des Zustandsraumes vorstellen, innerhalb dessen ein System nach einer Störung immer wieder zum „Grundzustand“ zurückkehrt. Ein eng verwandter Begriff ist Selbstregulation.
r16_141022
Ein Nichtgleichgewichtssystem ist in der Thermodynamik ein offenes System, welches sich nicht im Zustand des Gleichgewichts befindet. Es steht mit seiner Umgebung in Wechselwirkung und tauscht mit dieser Energie und Materie aus.
Prinzipiell können alle Systeme, die einen Gleichgewichtszustand oder mehrere einnehmen können, dann als Nichtgleichgewichtssysteme bezeichnet werden, wenn sie durch eine Störung von außen aus dem Gleichgewicht gebracht werden oder sich zum Zeitpunkt ihrer Entstehung noch nicht im Gleichgewicht befinden. Die Störung ist dabei ein Energie- oder Materiefluss oder beides. Irreversible Prozesse verlaufen in der Thermodynamik definitionsgemäß über Nichtgleichgewichtszustände.[1]
Beispiele für Nichtgleichgewichtssysteme sind die Erde und deren Atmosphäre (siehe Wetter) sowie alle Lebewesen. Nichtgleichgewichtssysteme können bei geeigneten Bedingungen Dissipative Strukturen ausbilden.
r17_141122
woz 47 141120 p 19; Rolf Bossart
(…) das Bild des Planeten wurde in den späten sechziger jahren zur Ikone der Ökologiebewegung. (…) An diesem einen Bild des kleinen blauen Planteten wird die ganze Krux - oder sollte man besser sagen: Tragik - des ökologischen Denkens klar. Es ist die Erkenntnis der Enge und Begrenztheit der Welt. Und damit die Wiederkehr der mythischen, angstbesetzten Vorstellung, in einem absolut geschlossenen System festzusitzen. (…) Daher rühren die die literarischen Rachefantasien einer Natur, die Rückeroberung plant (…).
-> siehe r10
r18
jorge luis borges - von der strenge der wissenschaft
In jenem Reich erlangte die Kunst der Kartografie eine solche Vollkommenheit, dass die Karte einer einzigen Provinz den Raum einer Stadt einnahm und die Karte des Reichs den einer Provinz. Mit der Zeit befriedigten diese maßlosen Karten nicht länger, und die Kollegs der Kartografen erstellten eine Karte des Reiches, die die Größe des Reiches besaß und sich mit ihm in jedem Punkte deckte.
Bruno Latour: Existenzweisen 2014 (p130)
Borges hat uns davor gewarnt, von Karten im Massstab 1:1 zu träumen, denn ein Wissen, welches die Welt „abdecken“ würde, wäre genauso dunkel wie die Welt selbst.
r19_141130
kunstbulletin 12/2014
das (…) video „Letter on the Blind, For the Use of Those Who See“, 2007, von Javier Téllez basiert (…) auf einer alten indischen sage, in der blinde nur jeweils ein körperteil des elefanten
ertasten und dabei zu gänzlich unterschiedlichen schlussfolgerungen hinsichtlich des gesamtbildes des tieres kommen.
r20_141130
bruno latour; existenzweisen, 2014
p104; wenn sie (…) in büchern blättern, die auf den titelblatt die bezeichnuneg „roman“, „dokument“, „untersuchung“, (…), tragen, dann spielt diese angaben die rolle von prädispositionen.
sie bestehen aus wenig, gerade mal aus einem wort, wenn man sie mit den tausenden von wörtern des buches vergleicht, (…), und dennoch legen sie auf massgebliche weise die ihrer lektüre fest (..).
alle welt kann sehen, dass man einen kategorienfehler begeht, wenn man bei der lektüre eines „dokuments“ geglaubt hat, es handele sich um einen „roman“ oder umgekehrt.
r21_141210
jorge luis borges - Tlön, Uqbar, Orbis Tertius:
Nach der Schilderung einer Welt, (…), endet die Erzählung mit dem Satz: "Zuweilen haben ein paar Vögel oder ein Pferd die Ruinen eines Amphitheaters gerettet."
r22_141210
jorge luis borges - Tlön, Uqbar, Orbis Tertius:
So ist in den ältesten Gebieten von Tlön die Verdoppelung verlorener Gegenstände nichts Seltenes. Zwei Personen suchen einen Bleistift; die erste findet ihn und sagt nichts; die zweite findet einen zweiten nicht minder wirklichen Bleistift (Bleistift-Hrönir), der jedoch ihrer Erwartung besser angepaßt ist.
r23_141122
es wird (…) eine grundlegende aenderung der verhältnisse und damit eine
vollendung der schöpfung (erwartet).
r24_150108
bruno latour - Existenzweisen:
p630 ff, Wenn es etwas gibt, dem man auf
dieser Erde nicht nachgeben darf, so ist es die Idee einer Vorsehung
(Metapher der unsichtbaren Hand),
die, ohne irgendein Handeln unsererseits, das, woran wir am meisten
hängen und was uns am festesten hält, verteilen käme. Unter der Macht
eines unbestreitbaren Metaverteilers zu leben, dagegen hat sich die
gesamte moderne Erfahrung aufgelehnt. Wir wissen, dass es falsch ist.
„Können die Modernen endlich auf dem Gebiet der Ökonomie agnostisch werden?“
r25_151230
peter sloterdijk - im weltinnenraum des kapitals:
p280 ff, Die „Einbeziehung des Anderen“ ist nicht die Erweiterung der Handlungsspielräume in Richtung auf Gemeinsamkeit, sonder im Gegenteil die Spur der Tendenz zur Ausschaltung von Handeln überhaupt und ihre Ersetzung durch Rollenspiele in kollektiven Prozessen. Je mehr Andere „einbezogen“ sind, desto stärker werden die Möglichkeiten, selbst zu handeln, liquidiert.
r26_151230
dr. carsten klein - quine, willard van orman
„Diese an Überlegungen von Duhem anknüpfende These wird als quine-duhemscher Holismus bezeichnet. Begleitet wird diese holistische Auffassung durch die Annahme der empirischen Unterbestimmtheit aller wissenschaftlichen Theorien, nach der nicht einmal die Gesamtheit aller in unserem Universum möglichen Beobachtungen, ausgedrückt durch die Menge aller wahren Beobachtungssätze, die Theorie der Natur auf eindeutige Weise festlegt. Zwei Theorien können empirisch gleichermaßen korrekt und trotzdem logisch unverträglich sein.“
r27_160814
robert b. laughlin - abschied von der weltformel
p293; Emergenz steht für stabile Unvermeidbarkeit in der Art, wie bestimmte Dinge existieren. Emergenz bedeutet Unvorhersagbarkeit in dem Sinne, (dass kleine Ereignisse und qualitative Veränderungen grosse Vorgänge in nicht antizipierbarer Art und Weise beinflussen)*.
*im Original; (...), dass kleine Ereignisse und qualitative Veränderungen bei grösseren Vorgängen verursachen.
Nobel Preis 1998; Robert Betts Laughlin, Horst Ludwig Stürmer,
Daniel Chee Tsui, „für ihre Entdeckung einer neuen
Art von Quantenflüssigkeit mit fraktionell geladenen Anregungen“.
r28_181118
hans blumenberg - die genesis der kopernikanischen welt
p426 giordano bruno - cena (...) dass er schliesslich gott bittet, er möge
jenem, wenn er ihn schon nicht sehend machen wolle, doch wenigsten die
fähigkeit geben zu glauben, dass er blind sei.
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Wolfgang Schmidbauer
Zeit Magazin 19.01.2023 N°4
(...)
Die Kindheit ist rückblickend immer eine Geschichte, die man selbst
schreibt - durch die Auswahl der Erinnerungen, die man trifft. Und ich
denke, dass derjenige, der nicht zu viel an das Glück oder Unglück seiner
Kindheit denkt, eigentlich am offensten ist für die Gegenwart.(...)
heinz baumann (vermutungen)
ad1_141003
kapitalismus ist kein erdachtes system, sondern beschreibt einen prozess.
ad2_141003
kapitalismus setzt kein spezifisches politisches, gesellschaftliches oder wirtschaftliches system
voraus.
ad3_141003
möglicherweise heisst es nicht:
„kapitalismus: zum wachstum verdammt?!“
sonder lediglich: zum wachstum verdammt?
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die metapher der „unsichtbaren Hand“ bei adam smith könnte seinen ursprung bei johannes calvin haben. „Der Gedanke, bei Calvin, wirtschaftlichen Erfolg bzw. die Fähigkeit zu strengster Pflichterfüllung als Zeichen göttlicher Erwählung zu verstehen“, lässt schliessen, wenn man den gedanken etwas überdehnt, dass der „kapitalismus“ auch eine göttliche fügung ist und von seiner „unsichtbaren hand“, zum wohle derer die „wirtschaftlichen erfolg“ haben, geleitet wird.
ad5_141003
ohne konsum kein wachstum.
wenig konsum: wenig wachstum.
ad6_141004
kapitalismus bezeichnet eine emergente eigenschaft menschlichen zusammenseins handelns.
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für den von uns bewohnten planeten ist menschliches tun irrelevant.
ad9_141122
die vorstellung wir hätten einen auftrag „gottes schöpfung“ zu erhalten ist hybris.
ad10_141122
ein primat oekologischer argumente verstellt den blick auf andere gesellschaftliche fragestellungen. eine ungleiche gesellschaft im einklang mit der „natur“ kann nicht das ziel sein. den reichen und mächtigen fällt oekologisch richtiges verhalten immer leichter.
ad11_141122
exkurs -> die ahv (prinzip des sozialen ausgleichs) wird von den bürgerlichen beharrlich bekämpft.
die liberale vision ist eine private altersvorsorge, sichergestellt durch staatlichen zwang zum sparen.
ad12_161219
angesicht der millionen von menschen die an ufos, und milliarden von
menschen die an gott glauben, ist wahrheit
eine seltene "pflanze".
ad13_180817
korrelation versus kausalität -> angenommen du betest jeden morgen
deinen kühlschrank an und es hilft (wirkung)
ist dies kein hinweis auf dessen qualität (ursache)
ad14_2023_0113, 2023_0504
nachdenken über den Text den ich Ende 2022 von Kari-Anne Mey erhalten
habe.
Peter Haffner, TA Magazin 28_2022
„Im Westen nichts Neues“
„Der ignorante Westen oder Was ich auf meinen Reisen durch Osteuropa
gelernt habe.“
Am 23. Januar 2023 habe ich Kari-Anne meinen Kommentar zum Reisebericht
von Peter Haffner geschickt, der Text hat mich aber nicht mehr
losgelassen. Es folgten mehrere Überarbeitungen und Versionen. Mit der
Version vom 04. Mai 2023 schliesse ich meine Auseinandersetzung mit dem
Text von Haffner ab. Ich vermute eine Gemeinsamkeit von Peter Haffner und
mir, die über den gleichen Jahrgang hinausgeht und sich auf die
Vergangenheit bezieht. Aus diesem Grund beginnen meine Überlegungen mit
einer Unterstellung:
Inhaltlich ist der Reisebericht von Peter Haffner durchdrungen vom Versuch
die Vergangenheit aufzuarbeiten, als er sich „der ausserparlamentarischen
Linken“ zugehörig fühlte.
Dass die „Linke“ in den sechziger Jahren auf einem Auge blind war ist
unbestritten.
Der Protest gegen den Krieg der USA in Vietnam, führte zu
einer reflexhaften Solidarisierung mit der angegriffenen Bevölkerung. Die
Überhöhung der Auseinandersetzung zweier Ideologien - Kommunismus versus
Kapitalismus - verunmöglichte eine vertiefte Auseinandersetzung mit den
Verbrechen von Stalin und Mao am eigenen Volk. Jeder noch so zaghafte
Versuch auf diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit hinzuweisen wurden
als Revisionismus denunziert, als Schwächung der kommunistischen Ideale
und Stärkung des Klassenfeindes, der Faschisten und Kapitalisten.
Es
wirkt anachronistisch wenn am 1. Mai von einzelnen Gruppierungen immer
noch Banner mit den Konterfeis von Mao und Stalin getragen werden.
Die „blinden“ Stellen mit geschichtlichen Inhalten zu füllen ist nötig im
Wissen darum, dass „Erinnerung täuscht“, mit Rückschaufehlern durchsetzt
ist. „Geschichte“ ist nie neutral, frei von Ideologie, sie steht immer im
Dienst einer Haltung die versucht in der Gegenwart etwas zu bewirken.
Wenn Peter Haffner schreibt: „Der ignorante Westen oder was ich auf meinen
Reisen durch Osteuropa gelernt habe“, wird deutlich, wie schmerzhaft eine
vertiefte Auseinandersetzung mit der entwicklungsgeschichtlichen
Dissonanz seiner Haltung sein muss.
Wo oder bei wem er die „Ignoranz im Westen“ verortet wir nicht deutlich,
den „Westlern“ als Kollektiv Unkenntnis des „Ostens“ zu unterstellen ist
zu allgemein.
Nachstehend kommentiere ich Textstellen aus dem umfangreichen Reisebericht
von Peter Haffner im Bewusstsein, dass die Auswahl selektiv ist und meine
am Anfang gemachte Unterstellung verdeutlichen soll.
Das die katholische Kirche in Polen während der kommunistischen Diktatur
„die Fackel der Freiheit hochgehalten hat“ klingt mit Blick auf die
aktuelle Haltung der Kirche in Polen propagandistisch.
Die katholische
Kirche ist aus Ideologischen Gründen antikommunistisch und war sich nie zu
schade faschistische Diktaturen zu dulden. Wenn Peter Haffner sich daran
stösst, dass im heutigen Berlin Mützen und Anzüge im Stile von Mao Zedong
als cool gelten, wo doch der Diktator „jede Nacht Bauernmädchen kommen
liess, um sie zu entjungfern und deren Vaginalsekret als Verjüngungsmittel
zu konsumieren“(2) gerät er ungewollt in ein Fahrwasser worin es darum
geht eigene Haltungen zu adeln. Wenn Peter Haffner (3) am Beispiel des
Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine die Trennung von
Zivilisation und Barbarei an der unterschiedlichen Chronologie der
Kriegsverbrechen unterscheidet ist er nahe der Kriegspropaganda. Er
begründet die Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten, den
Abwurf zweier Atombomben über Japan, als Folge der Eskalation des Krieges
und somit als eine Form zivilisatorische Handelns. Das Bombardieren
von Spitäler, Schulen und Wohnhäuser von Kriegsbeginn an ist für ihn
Barbarei.
Adolf Muschg, den er süffisant als „Star der Schweizer Intelligenzija“
tituliert, wird unterstellt, er bedauere, dass es nach dem „Fall der
Mauer“ keine Alternative zum westlichen Kapitalismus gebe, er die Rückkehr
osteuropäischer Staaten zu Unfreiheit und Diktatur wünsche. Ich gehe davon
aus, dass Adolf Muschg darauf hinweisen wollte, dass künftig das
Spannungsverhältnis zwischen zwei Ideologien fehle, welches im
Kapitalismus soziale Errungenschaften, aus Angst vor dem Kommunismus,
ermöglicht habe. Dies mag zynisch klingen, ist rückblickend vermutlich
eine Teilwahrheit. Ich nehme nicht an, dass es Muschg darum geht sich
Diktaturen zurückzuwünschen. Er antwortet auf die triumphale Feststellung
- der Kapitalismus habe im Kampf der Systeme gesiegt - mit dem Hinweis,
dass „Die Entdifferenzierung der Vernunft zur Geldwirtschaft (…) von einer
nicht weniger weitgehenden Entsozialisierung der globalen Gesellschaft
begleitet (ist)“.(4)
Nach der Lektüre des spannenden, informativen Reiseberichtes bleibt das
ungute Gefühl, Peter Haffner unterstellt, dass Kritik am Kapitalismus und
den damit assoziierten demokratischen Gesellschaften nur legitim ist, wenn
parallel dazu auf die Verbrechen anderer Ideologien hingewiesen wird.
Demokratien und die damit verbundenen individuellen Freiheiten sind Kinder
des Kapitalismus(5). Dass der real existierende Kapitalismus und die damit
einhergehende Konsum- und Wachstumsgesellschaft global nicht
verallgemeinerbar ist, kann man als gegeben annehmen.
Kriege führen zwanghaft zu eindeutiger Parteinahme. Die Gegner werden
dämonisiert die Eigenen heroisiert. Der Angreifer führt „einen Krieg gegen
unsere Werte und ein Krieg gegen unsere Zukunft“(1), die Angegriffenen
verteidigen „(…) den Anstand; die Würde eines Lebens (…)“(2).
Zum Überfall der russischen Armee auf die Ukraine ist reflexhaft eine
unmissverständliche Zurückweisung angezeigt mit der Aufforderung die
Gewalt zu beenden und sich sofort aus dem angegriffenen Land
zurückzuziehen.
Selbst wenn beide Nationen Diktaturen wären, ist jeder Angriff auf einen
Staat vorbehaltlos zu verurteilen.
quellen
(1)Ursula von der Leyen, 14. Sept. 2022, Strassburg
(2)Peter Haffner, TA Magazin 28, 16. Juli 2022
(3)Peter Haffner, TA Magazin 28, 16. Juli
2022:(...)„Samuel Huntington hat in seinem Bestseller «Kampf der Kulturen»
die Trennlinie zwischen West und Ost in der Ukraine entlang des Sbrutsch
gezogen, der einstigen Grenze von Österreich-Ungarn und dem zaristischen
Russland. Der Fluss scheidet den protestantisch-katholischen Westen vom
byzantinisch-russischen Osten; für den amerikanischen
Politikwissenschaftler zwei Welten, wie einst für die Griechen die
Trennung am Bosporus von Zivilisation und Barbarei.
Zumindest was die Brutalität des jetzigen Krieges angeht, trifft Letzteres
zu. Kriege ohne Kriegsverbrechen gibt es nicht; Gefangene werden
erschossen, Frauen vergewaltigt, Zivilisten getötet und nicht-militärische
Objekte zerstört. Die Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten
in Europa und der Abwurf von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki sind
Kriegsverbrechen.
Während in diesen Fällen die Eskalierung des Krieges dazu geführt hat,
sind jedoch in den Kriegen der Russen in Tschetschenien, Georgien, Syrien
und jetzt in der Ukraine die Kriegsverbrechen von Anfang an nicht die
Ausnahme,sondern die Regel: Die militärischen Ziele sind Spitäler, Schulen
und Wohnhäuser.“(...)
(4) Adolf Muschg, Sind Werte glaubwürdig?, NZZ 2016
(5) Ulrike Herrmann, Der Sieg des Kapitals
nachtrag 2023_0510:
Peter Haffner wurde für sein Lebenswerk mit dem Zürcher Journalistenpreis
ausgezeichnet. Der Journalist und Schriftsteller Peter Haffner erhält für
sein Lebenswerk den Zürcher Journalistenpreis 2023.