7. September 2011
HD 85512b: Super-Erde am Rande der Bewohnbarkeit
Welten um andere Sonnen sind heute nichts Exotisches mehr. Die Gesamtzahl der entdeckten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems geht auf die 600 zu, allein dieses Jahr wurden 51 neue davon gefunden. Nun geht es zunehmend darum, unter diesen Objekten insbesondere diejenigen zu finden, die bewohnbar sind. In einer neuen wissenschaftlichen Arbeit beschreiben drei Astrophysiker eine relativ einfache Methode hierfür. Lisa Kaltenegger, Stéphane Udry und Francesco Pepe nennen auch einen interessanten »Kandidaten« – einen Planeten um den orange leuchtenden Stern HD 85512 im südlichen Sternbild Vela. Er ist ungefähr 36 Lichtjahre von uns entfernt und so etwas wie eine »Super-Erde«, vereint er doch die 3,6-fache Masse unseres Planeten in sich. HD 85512b, so sein Name, ist von seinem lichtschwachen Stern nur 0,26 Astronomische Einheiten entfernt, das entspricht also rund einem Viertel der mittleren Distanz zwischen Erde und Sonne. In unserem System würde der Planet noch innerhalb der Merkurbahn kreisen. Für einen Umlauf benötigt er keine zwei Erdmonate. Nach Meinung der Wissenschaftler spricht alles dafür, dass HD 85512b ein Gesteinsplanet ist und eine erdähnliche Atmosphäre besitzt, aus Wasserdampf, Kohlendioxid und Stickstoff. »Sollte das stimmen und der Planet zu mehr als der Hälfte von Wolken bedeckt sein, dann könnte er möglicherweise bewohnbar sein«, so die Forscher. Um ein Spektrum der Atmosphäre aufzunehmen und die Vermutungen zu überprüfen, wäre allerdings ein sehr großes Weltraumteleskop erforderlich. Es kann also noch etwas dauern, bis wir wissen, ob die Super-Erde HD 85512b tatsächlich für Leben geeignet ist.
Quelle: Harvard
anmerkung:
licht legt in einem jahr die strecke von 9'460'000'000'000 km zurück (9'460 miliarden km).
HD 85512b ist mit einem abstand von 36 lichtjahren ca 340'560 miliarden km von uns entfernt.
die am weitesten von der erde entfernte sonde, voyager 1 (start am 5. september 1977) ist zur zeit ca. 17 miliarden km von uns
entfernt. sie legt pro jahr ca 150 mio km pro jahr zurück und hätte bei gleichbleibender geschwindigkeit
etwa 2'270'400 jahre bis zum neu "entdeckten" HD 85512b.
somit ist der satz aus obigem artikel prophetisch: "Es kann also noch etwas dauern, bis wir wissen, ob die Super-Erde HD 85512b tatsächlich für Leben geeignet ist".
25. April 2007
Bewohnbarer
Planet entdeckt
Artikelbild: Rund um den Stern "Gliese 581", der eines der hundert
erdnächsten Sonnensysteme bildet, entdeckten Astronomen den
ersten bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems.
- Foto: APA/dpa/ESO
Rund um den Stern "Gliese 581", der eines der hundert
erdnächsten Sonnensysteme bildet, entdeckten Astronomen den
ersten bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems.
Forscher der Europäischen Südsternwarte melden den
ersten erdähnlichen Planeten in einem fremden Sonnensystem
Der Planet ist eineinhalbmal so groß wie die Erde, kreist um
einen Roten Zwerg und
ist rund 20 Lichtjahre entfernt.
Genf – Wenn sich die Menschheit dereinst einmal nach einer
neuen Heimat in einem fremden Sonnensystem umschauen muss, dann hat sie
ab sofort eine erste mögliche Destination. Die neu entdeckte
Ersatz-Erde kreist um einen Roten Zwerg mit dem schönen Namen
"Gliese 581" und hat zudem den Vorteil, mit nur 20 Lichtjahren
Entfernung ziemlich nah zu sein. Zwar vermuten Astronomen Millionen und
Abermillionen von erdähnlichen Himmelskörpern in
unserem Universum. Es ist aber gerade erst einmal zwölf Jahre
her, dass Forscher die ersten Planeten außerhalb unseres
Sonnensystems aufspüren konnten. Zwölf Jahre
später hat man rund 220 von ihnen entdeckt – "die
meisten bislang aber Riesenplaneten, die um ein Vielfaches
größer sind als Jupiter", erklärt
Stéphane Udry von der Europäischen
Südsternwarte (ESO) in Genf im Gespräch mit dem
Standard.
HARPS macht's
Vor zweieinhalb Jahren konnten ESO-Astronomen mithilfe des
3,6-m-Teleskops im chilenischen La Silla dann den ersten extrasolaren
Himmelskörper identifizieren, der der nur die 15fache Erdmasse
hat, also so groß wie der Neptun ist. Genau genommen ist es
die "Planetensuchmaschine" HARPS, der man diese Entdeckungen verdankt,
der wahrscheinlich präziseste Spektrograf der Welt.
HARPS steht für High Accuracy Radial Velocity for Planetary
Searcher, und wie das Akronoym schon sagt, können damit
feinste Geschwindigkeitsabweichungen in der Drehung von extrasolaren
Sonnen gemessen werden. Wie Udry erklärt, geht es dabei um
Änderungen um rund zwei bis drei Meter pro Sekunde, also um
Geschwindigkeiten eines durchschnittlich flotten Joggers. Daraus
wiederum können die Forscher auf die Planeten
schließen, die diese Sterne umkreisen.
Nachdem mithilfe von HARPS elf der dreizehn bislang kleinsten
extrasolaren Planeten gesichtet wurden, gelang den Forschern rund um
Udry nun ein Volltreffer: Sie konnten im Dreiplanetensystem von "Gliese
581", einem der hundert uns nächsten Sonnensysteme, einen
Planeten errechnen, dessen Radius nur 50 Prozent
größer ist als der unserer Erde und der die etwa
fünffache Masse hat, wie sie in der Fachzeitschrift Astronomy
and Astrophysics berichten.
Näher der Sonne
Der Superplanet sei zwar 14-mal näher seiner Sonne, als die
Erde ihrem Zentralgestirn ist, sagt Udry, der Hauptautor des Artikels
mit dem Titel "The HARPS search for southern extra-solar planets: XI.
An habitable super-Earth (5 MEarth) in a 3- planet system". "Da Gliese
581 aber ein Roter Zwerg ist – und damit kleiner und
kühler als unsere Sonne –, liegt der Planet nach
unseren Berechnungen in einer bewohnbaren Zone." Das Forscherteam geht
aufgrund von bisherigen Modellen zur Planetenentstehung entsprechend
davon aus, dass auf der Oberfläche des neu entdeckten Planeten
Wasser in flüssiger oder gefrorener Form existieren
dürfte und die Temperatur zwischen null und vierzig Grad
Celsius liegen könnte. Klingen diese Angaben durchaus
erdähnlich, so ist vieles andere auf diesem ersten bewohnbaren
Planeten in unserer relativen Nachbarschaft aber
gewöhnungsbedürftig: Ein Jahr zum Beispiel dauert
dort gerade einmal dreizehn Tage.
(Klaus
Taschwer/DER STANDARD,
Print-Ausgabe, 25.4. 2007)
Link Astronomy and Astrophysics: The HARPS search for southern
extra-solar
planets